Sonntag, 10. Januar 2010

Der Wind bläst uns um die Nase...

Ein großes "Hallo" und frohes neues Jahr aus Minsk. Bin wieder da. Urlaub beendet. Und nu wollt ihr natürlich wissen wo ich war, hm?
Am 29.12.09 sind Laura, Charlotte und ich nach Kiew gefahren. Über Nacht versteht sich, ist einfach die angenehmste Weise. Der Zug war natürlich rappel voll, da viele ihre Ferien in einer anderen Stadt verbringen wollten. Nun ja, wir waren ziemlich froh als wir dann unsere Plätze gefunden hatten. Wir sind mit "Platzkard" gefahren, ist günstiger als "Kupe". "Platzkard" heißt einfach, das man keinen abgetrennten Raum hat. Unsere Pritschen waren direkt im Gang. Irgendwie schwer zu beschreiben jetzt, wie das so in Ukrainischen oder Belarussischen Schlafwaggons aussieht. Auf jeden Fall hat man ganz leicht gewollt oder ungewollt Kontakt zu den anderen Reisenden. Was eigentlich sehr lustig war. Laura hatte eine Flasche Champanger zur Feier des Tages mitgenommen, welche dann zum ersten Gesprächsthema mit unseren Sitznachbarn führte. Ein Deutscher, der einen Freund in einer Stadt in Belarus besuchen wollte, hab leider vergessen wie die Stadt heißt. Dann war da noch ein Minsker-Paar, welches auch in nach Kiew fuhr und ein anderer Minsker. Mit denen haben wir uns dann auf Englisch, Deutsch und Russisch unterhalten. War sehr angenehm. Haben uns dann aber auch bald schlafen gelegt. So ein Champanger macht doch müde. Ich habe oben geschlafen. Was ganz schön anstrengend war, da die Hitze ja bekanntlich nach oben steigt und durch das Schunkeln des Zuges ging es meinem Magen auch nicht gerade besser. Bei den Passkontrollen an den Grenzen mitten in der Nacht ging es mir dann ziemlich schlecht und Charlotte und ich haben die Plätze getauscht, was ziemlich gut war, so konnte ich wenigstens auch noch ein bisschen schlafen. Die Passkontrollen waren eigentlich ziemlich angenehm. Freundliche Beamte und kaum Probleme. In Kiew angekommen hat uns dann Joschka abgeholt. Ebenfalls Freiwilliger der Aktion Sühnezeichen Friedenstdienste. Sind dann direkt in die Wohnung von ihm und seinem Mitfreiwilligen Kersten gefahren. Haben uns ein bisschen ausgeruht und sind dann in die Stadt. Joschka hat uns einige Plätze gezeigt, unter anderem auch die St. Sofia Kathedrale, super schön von außen und von innen ein wahres Museum. Leider kann ich keine Eckdaten erzählen, da ich doch etwas müde war um mir die Informationen alle zu behalten.
Irgendwann überkam uns dann doch der Hunger und wir sind in eine, wie auch für Minsk, typische Stalovaja gegangen. Eine Art Mensa, in der man halt mit dem Tablett am Essen vorbeigeht und brav sagt was man haben möchte. Sehr lecker und in Kiew noch preiswerter als in Minsk. Danach sind wir dann noch über den Künstlermarkt gestiefelt. Leider war es schon dunkel und alle Stände hatten auch nicht mehr auf, aber ich glaube er war auch nicht so interessant wie der in L´vov, auf dem Laura und ich dann später noch waren. Viel mehr haben wir dann an diesem Tag auch nicht gemacht. Sind dann zurück zur Wohnung und haben den Tag ausklingen lassen. Am nächsten Tag haben Charlotte und ich dann selbstständig zurück zum Bahnhof gefunden, da wir Denny, einen weiteren Freiwilligen aus L´vov von dort abgeholt haben. Am morgen hatte Joschka schon Jara vom Bahnhof abgeholt, die von der Krim hoch nach Kiew kam. Sie freute sich regelrecht über den vielen Schnee und die Kälte, da sie an Weihnachten 20 Grad hatten und irgendwie ist das ja auch komisch. Nun ja, wir haben uns dann mit Joschka, Laura und Jara in einer anderen Stolovaja in der Stadt getroffen und wieder schön geschlemmt. Danach sind wir noch durch die Stadt geschlendert, Joschka hatte uns derweil verlassen, da er noch zum Sport wollte. Ach so, Kersten war übrigens etwas krank und konnte nicht allzu viel Aktivitäten mitmachen. Ach ja und Marie hat Urlaub zu Haus in Deutschland gemacht. So, wäre das auch mal eben geklärt. :)
Auf jeden Fall waren wir in der Stadt unterwegs, am Maidan Nesaleshnosti ("Platz der Unabhängigkeit"), wo die Vorbereitungen für die Neujahrsfeier schon im vollen Gange waren. Kiew ist einfach eine wunderbar, bunte und lebensfrohe Stadt, wer einmal die Chance hat dort hinzureisen, sollte dies auf jeden Fall tun. Ok, nach dem Geschlendere sind wir zielstrebig in ein Laden gegangen um etwas für den Abend einzukaufen. Es gab lecker belegte Brote und Bowle mit lecker ukrainischem Sekt. Haben ein, zwei Spielchen gespielt, wozu dann auch Jacky und Fabian, zwei weitere Freiwillige aus Minsk, aber von einer anderen Organisation, kamen. Um 23 Uhr ca. haben wir uns dann auf den Weg zum Platz der Unabhängigkeit gemacht. Eine riesen Menschenmenge war auf der Chreschtschatik-Straße unterwegs dorthin. Diese breite Straße, welche die Einkaufsmeile von Kiew darstellt, kann man ungefähr vergleichen mit dem Minsker Prospekt, war extra für den Abend gesperrt worden. Es war ein sehr schönes Gedühl mit so vielen Menschen dem neuen Jahr entgegen zu gehen. Und der Zufall wollte es so, wir trafen auf dem Weg zum Unabhängigkeitsplatz das Paar aus dem Zug wieder. Mit denen haben wir dann auch bis spät in die Nacht auf dem Platz gefeiert. Denn es gab Live-Musik, ein richtige Show. Und um viertel vor 12 hielt Timoschenko, derzeitige Mitkandidatin im Wahlkampf des Präsidenten der Ukraine, eine Rede. Leider nicht viel verstanden, aber das Feuerwerk was dann um 12 Uhr folgte, war um so interessanter und schöner;) Ich weiß nicht wie lange es ging, mir kam es vor wie eine halbe Ewigkeit, aber sehr schön. Als unsere Füße dann vom ganzen Getanze doch etwas wehtaten, haben wir uns auf zur Metro gemacht. Wie tausend andere Leute. Aber es herrschte so eine fröhliche und ausgelassene Stimmung in der Metro, alle feierten einfach weiter, ob auf der ewig langen Rolltreppe (2 Minuten 20 Sekunden Fahrzeit) runter zur Metro, oder in der Station selbst oder aber auch in den Waggons. Es war einfach ein riesiges Fest. Eine sehr, sehr cooles Silvester. Ein bisschen aufgekratzt, aber ziemlich glücklich fielen wir dann alle irgendwann in einen tiefen Schlaf. Am 01.01.10 ging es dann nochmal in die Stadt ein bisschen bummeln. Der Prospekt war immer noch abgesperrt und man hatte das Gefühl die Neujahrsnacht ist gar nicht zuende gegangen. Am Abend waren wir dann noch im Kino. Ein englischer Film mit synchronisierten Stimmen auf ukrainisch. Ich war ziemlich müde und bin zwischenzeitlich auch eingenickt. War trotzdem eine schöne Sache. Danach zurück in die Wohnung. Am nächsten Tag sind Charlotte, Laura, Jacky und ich dann in ein riesiges Einkaufszentrum gefahren. Auf dem Weg dorthin habe ich in einer Metrostation eine selbstgestrickte Mütze von einer Babuschka gekauft. Ein Prachtstück, welches sich auch in einen kleinen Schal verwandeln lässt. Trage sie zur Zeit sehr gerne in der Wohnung, da es besonders in unserer Küche nicht allzu warm ist. Im Einkaufszentrum angekommen haben wir wie so oft in diesem Urlaub erst einmal etwas gegessen. Gab viel zu viel Auswahl. Sind alle aber ziemlich satt geworden. Dann hat Laura sich noch ein paar Schuhe gekauft und ich eine neue "lange Unterhose". Danach waren wir ziemlich geschaft und sind wieder heimgefahren. Laura und ich mussten auch unsere Sachen packen, denn für uns ging es noch am Abend mit dem Zug nach L´vov. Denny holte uns netter Weise morgens um halb 7 vom Bahnhof ab. Sind dann erstmal wieder ins Bett gegangen, noch ein bisschen Schlaf nachholen. Um 11 ca. sind wir dann mit zu Dennys Chorprobe gegangen. In seinem Projekt gibt es einen kleinen Chor, in dem auch unter anderem das Pärchen bei dem er wohnt, mitsingt. Die meisten Lieder waren auf "Jiddisch". Ach so, Denny arbeit im Jüdischen Kulturzentrum, deshalb jiddische Musik. War sehr schön anzuhören. Auch wenn alle etwas müde waren vom Silvester feiern. Ich fand es trotzdem ziemlich klasse. Am Abend sind wir dann noch ein bisschen rausgegangen. In eine Partisanenbar, war sehr cool dort, leider hat die Kellnerin uns so ziemlich gar nicht beachtet und unser Essen was wir bestellt hatten war dann auch auf ein mal aus. Nun ja, haben dann unsere Getränke ausgetrunken und sind weitergezogen in eine jüdische Bar. Hier haben wir dann so richtig geschlemmt und noch ein bisschen was getrunken. Am nächsten Tag waren Laura und ich dann im Ballett. Um 12 Uhr Mittags. War auch ganz schön, aber irgendwie haben die den dritten Akt vergessen zu spielen, oder es war Absicht. Die Oper war auch nicht wirklich gefüllt. War wahrscheinlich ne Touristenvorstellung, oder so:) Nun ja, interessant anzugucken wars trotzdem, war vorher noch nie in einem Ballett gewesen. Danach sind wir dann nochmal über den Kunstmarkt gestiefelt, wo ich dann auch kleine Präsente für zwei ganz bestimmte Menschen in Deutschland gekauft habe, eigentlich nur für einen bestimmten Menschen. Freu mich schon sie zu überreichen, aber das dauert noch ein bisschen. An diesen Abend sind wir zu Haus geblieben und haben "Dranikis"(Reibekuchen) gemacht, ganz schön viele, aber waren ja auch zu sechst. War wie immer lecker. Am nächsten morgen sind wir dann noch einmal mit Denny zu seiner Arbeit gegangen, bzw. mit zum Rodeln. Haben uns mit den Kindern an einem kleinen Hügel getroffen. War auch sehr lustig, aber irgenwie hatten wir es verpasst etwas zu essen am morgen und mir war dann so kalt, das Laura und ich dann nach Hause gefahren sind. Dachte ich müsste sterben, irgendwie komisch, denn so kalt war es laut Thermometer gar nicht. Aber lag wohl an dem nichts gegessen haben. Denny ist dann noch weiter zu einer von seinen Babuschki um ihr zu helfen. Laura und ich haben zu Haus dann erstmal was gegessen und Laura hat sich rührend um mich gekümmert. Danke noch mal. War echt gut. Tja und am Abend mussten wir dann auch schon zum Bahnhof. Die Rückfahrt war eigentlich nichts besonderes, obwohl sie 14 Stunden gedauert hat. Aber haben recht fix geschlafen und diesmal unten:) Ich war zwar ständig wach zwischendurch, da viele Schnacher mit im Zug und Passkontrollen aber alles in allem wars eine angenehme Fahrt.
Tja und nun bin ich schon seid 12 Tagen wieder zu Haus. War dann an dem Wochenende noch auf dem Dorf und bin letzten Montag wieder angefangen zu Arbeiten.
Einer mit der schönsten Tage den ich bis jetzt hatte. War ein bisschen aufgeregt. Nach so langer Zeit wieder zu arbeiten. Aber es gab nur schöne Neuigkeiten an diesem Tag. Als erstes bin ich nämlich Ilja besuchen gegangen. Habe mit ihm wie immer gespielt und ein bisschen gequatscht. Hab ihn gefragt ob er den nun wüßte wann er nach Hause darf und er meinte nur, "Ja, vielleicht morgen". Später kam dann auch der Arzt und bestätigte dies. Als ich nach der Untersuchung wieder ins Zimmer kam, ballte Ilja nur die Faust und sagte immer wieder "Ja, ja", so als hätte er alle Uno-Spiele die wir je gespielt hätten gewonnen und ich war sooo froh für ihn. Hätte weinen können vor Freude. Er hatten mir nämlich erzählt das er ein ganzes Jahr nun im Zentrum gewesen sei. Ach, einfach schön. In drei Monaten kommt er wieder, für Untersuchungen und dann hoffe ich, das alles in Ordnung ist und es ihm immer noch gut geht. Am Dienstag hab ich auch dann extra am Nachmittag gearbeitet um mich von ihm verabschieden zu können. War sehr schön.
Ja und auf der Kleinkinderstation ist auch alles gut. Jana und Nastja geht es soweit ganz gut und ich habe viel mit ihnen gemacht. War wirkich schön wieder dort zu sein. Hoffe diese Woche wird auch so schön.

Ich glaube das reicht erstmal, ist sowieso schon ziemlich lang geworden diese Bericht, aber habe auch immer mal wieder dran geschrieben, da ich immer wieder unterbrechen musste, weil nicht so viel Zeit. Deshalb entschuldige ich mich, das er so spät online erscheint. Aber ich hoffe ihr hattet trotzdem eure Freude daran.

Also, macht es gut und bis zum nächsten Mal!
Die Tina

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